Theater

Theatergruppe Michelsdorf
  - Steckbrief

Unter sich bezeichnen sie sich gerne schalkhaft als „Gäng“ .
 Die Michelsdorfer Theatergruppe, eine seit 2017 zusammengewachsene Laiengruppe von aktuell sieben aktiven Schauspieler/innen und zwei Technikern. 
Jede Generation hat ihre Vertretung: Die Altersspanne reicht von 16 bis 70. 
Ihr Markenzeichen: „Handmade Michelsdorf“

Stücke

Der Drachentöter Michael (2018)

 Autor: Kevin Bellin aus Michelsdorf

Des Schiffers Last

(2019)

Autor: Theatergruppe Michelsdorf

Die Gräfin und die Biester (2020-2021)

Autor: Theatergruppe Michelsdorf

Musikproduktion:   Theatergruppe Michelsdorf

Kostüme, Kulissen, Bühnentechnik:   Theatergruppe Michelsdorf

Zwischen ambitioniertes Dorftheater und Monty Python


„Jede Geschichte ist mit einer Gegebenheit aus ihrem Dorf verstrickt. Das ist ihnen wichtig. Gleichwohl werden die Bezüge zur Gegenwart auf der Bühne augenscheinlich. Die bisher drei aufgeführten Stücke sind lebendig und kurzweilig. Einer ihrer Rezepte ist es, ernsthafte Passagen in Witz und in eine spannende Handlung zu verpacken. Ambitioniertes Laienschauspiel zwischen Komödie und Tragik, Wirklichkeit und Phantasie, Leben und Leben lassen. Gewürzt mit musikalischen Einlagen.
Prädikat Sehenswert.“ (TB)

Die Geburtshelfer: ein Erbe, ein Fest und ein Teenager

I.   Es gab bereits in früheren Zeiten eine Laienspielgruppe im Dorf. Bei den Frauen und Männern nicht vergessen, die sie aus der Zeit des Obstbaues erlebt haben.

II.   Die Festveranstaltung 825 Jahre Michelsdorf. Die Geschichte des Dorfes stand im Zentrum der Vorbereitungen.

III.   Und eines 15 jährigen Michelsdorfer Jungen, namens Kevin Bellin, der just anlässlich dieses Events das Theaterstück „
Der Drachentöter Michael“ schrieb. Eine phantasievolle und turbulente Story über eine Sage wie „Michelsdorf zu seinem Namen kam“.

Castingaufruf:   Michelsdorf sucht seine Superstars ...

Das Stück war geschrieben. Die Rollen definiert. Es fehlten „nur noch“ die Schauspieler. Das Casting “Wer passt zu welcher Rolle“ wurde über eine Frageaktion abgewickelt: Die Nachbarin fragte den Nachbarn. Der Feuerwehrverein fragte die Männer vom Gesangsverein, die Rentnergemeinschaft die Mandolinengruppe usw. Am Ende traf sich eine Gruppe im Gemeindehaus - eben generationsübergreifen, bekannte und unbekannte Gesichter. Zufällig alle wohnhaft in Michelsdorf, aber das war ja auch der Sinn der Sache: vom Dorf fürs Dorf.
Aber: die mangelnde Internationalität des Ensembles wurde kompensiert durch einen Mix aus „Ureinwohnern“ und Zugereisten. Darunter sogar ein Engländer.

… und heute?

Es gibt sie noch. Die Gruppe wuchs in den Proben als Team zusammen und jeder
Einzelne kämpfte sich in seine Rolle hinein. Positive   „gruppendynamische“ Erfahrungsprozesse und manches „ästhetische Erlebnis“ bei der Entwicklung der Rolle, gestalten die Proben spannend. Kurzum, dieser Kitt hält bis heute: Der Spaß an der kreativen Arbeit und der Teamgeist innerhalb der „Gäng“ lassen die Michelsdorfer Theatergruppe bis heute bestehen.

Aktuelle Laienschauspieler

Die Stücke

„Der Drachentöter Michael“  (2018)

Eine Sage wie Michelsdorf zu seinem Namen kam.                  Von Kevin Bellin



als Blockbuster- verdächtiges Theaterstück umgeschrieben.
Einst hauste ein feuerspeiender Drache in einer Höhle auf dem Tornower Berg. Er verlangte alle sieben Wochen eine Jungfrau aus einem der sieben umliegenden Dörfer, um sie zu fressen. Ansonsten würde er die Dörfer in Flammen setzen. Unsere heutige Gemeinde war wieder an der Reihe eine Jungfrau auszusuchen. Das war der Job des Dorfschulzen. Es gab zu dieser Zeit nur eine Jungfrau unter den Bewohnern, nämlich die tapfere Anneliese. Sie war bereit sich ihrem Schicksal zu beugen um die Dörfer zu retten. Doch die Eltern baten den mutigen Michael um Hilfe. Die Gesellen des Dorfschulzen hatten Anneliese in der Nacht entführt und waren auf dem Weg zur Höhle des Drachens. Der Titel des Stückes verrät bereits das gute Ende und das Dorf erhielt den Namen seines Helden: „Michaelsdorf“. Aber der Weg dorthin war für Michael voller Turbulenzen und Gefahren.
„So und nicht anders ist es geschehen! Doch mit der Zeit und durch zahlreiche Überlieferungen hat sich der Name unseres Dorfes von Michaelsdorf zu Michelsdorf gewandelt. Und wer mir nicht glaubt der soll doch selber nachsehen gehen, oben auf dem Tornower Berg! Doch seit gewarnt! Geschützt wird die Höhle von diesen weißen Schildern, hinter denen sich diese großen, schweren metallischen Waffen bewegen und außerdem wird sie von Wölfen bewacht. Wer mutig genug ist und an der Wahrheit zweifelt soll sich daran versuchen den Berg zu erklimmen...“ (Erzählerin am Ende des Stückes)

„Des Schiffers Last“  (2019)

Ein leidenschaftliches Theaterstück über eine kleine Dorfgemeinschaft Ende des 19ten Jahrhunderts. Der selbstgerechte Ziegeleibesitzer Hermann schikaniert das Zusammenleben. Ein Aufstand ist geplant. Doch erst ein schicksalhaftes Ereignis kommt dem Dorf zu Hilfe...



Dramatisch, spannend, witzig, musikalisch – und irgendwie zeitlos.

„Die Gräfin und die Biester“   (2021 im Spielplan)

Oftmals im Leben begegnen wir der Liebe. Doch mindestens genauso oft begegnen wir dem Bösen. Manchmal treffen beide aufeinander. Das neue Stück der Michelsdorfer Theatergruppe: Ein Theaterstück, so spannend wie ein Krimi, mit musikalisch untermalter Leidenschaft, amüsant, geheimnisvoll und eben – grundböse!

Straßentheater

So ein Kindertheater I - mit den Grundschülern auf theatralischer Spurensuche der Michelsdorfer Ziegelproduktion

Donnerstag, den 5. Mai 2022, am Vormittag. Die Ruhe in Michelsdorf wird gestört.

In der Mühlen-, Alten Dorf- und Rädelerstraße bellen die Vorgartenhunde, als wenn sie Beifall spenden wollen. Die Schüler der Grundschule Heinrich-Julius-Bruns, Klasse 2a, machen Straßentheater mit der Michelsdorfer Theatergruppe. „Des Schiffers Last“ wird gespielt. Ein Stück aus der Zeit der örtlichen Ziegelproduktion.

 

Auf der langen Straßenbühne vom Panoramaweg bis zum Gemeindezentrum gerieten die Grundschüler theatralisch und äußerst kritisch zunächst mit dem geldgierigen Ziegelei-Fabrikbesitzer Hermann in Kontakt. Den haben sie doch prompt erwischt, wie er gerade Holz aus dem Wald der Jägerstochter Anneliese für seine Brennöfen mopsen wollte.

 



Am Dorfbrunnen und an der Kirche trafen sie die Ziegeleiarbeiter Werner und Heiner, die sich über die schweren Arbeitsbedingungen und den geringen Lohn bei Hermann beschwerten.

 

Und der Kletterturm am Spielplatz unten an der Rädeler Straße musste als Ziegelkahn vom Schiffer Wilfried herhalten. Seine Aufgabe ist es, die gebrannten Ziegeln über die Havel nach Berlin zu skippern. Der Kahn wurde sofort - quasi drehbuchmäßig - von den „Piraten“ gekapert.

 

Aber was ist denn dieser Wilfried für ein Geselle? Der hatte sich seit 25 Jahren nicht mehr im Dorf blicken lassen und war einst der Vorarbeiter von Hermanns Ziegelei. Das roch doch nach einer dunklen Vergangenheit! Hatte die Jägerstochter Anneliese damit was zu tun? Und was für eine Rolle spielte der „Ausbeuter“ Hermann? Doch zunächst wurde dem Hermann - gleich einer Future for Friday - Demonstration - von den Kindern klargemacht, dass er den Wald gefälligst in Ruhe lassen soll!

 

Dann kam die Überraschung! Aber nicht für die Kinder sondern für die Erwachsenen aus der Theatergruppe: noch am Ziegelkahn von Wilfried fingen diese cleveren Kids an - gleich Sherlock Holmes - dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Durch geschicktes Fragen und logische Kombination bekamen sie die Geschichte um des Schiffers Last heraus. Das stand so nicht im Spielplan und wir „Alten“ staunten nicht schlecht. Sollte doch das Rätsel um den Schiffer erst mit der verfilmten Vorführung des Stückes offenbart werden...

 

Die digitale Aufführung im Gemeindezentrum verlief trotz dem vorzeitigen Wissen vom Ausgang alles andere als langweilig: es wurde lebhaft diskutiert.

 

Wie, Sie wollen das Geheimnis aufgelöst wissen? Dann fragen Sie doch bitte die Klasse 2a von der Grundschule Heinrich-Julius-Bruns in Kloster Lehnin...

So ein Kindertheater II - Die kleinen und großen Hasen aus der Kita Knirpsentreff greifen in die Michelsdorfer Sage ein

Freitag, den 6. Mai 2022, am Vormittag. Und schon wieder bellen die Michelsdorfer Vorgartenhunde...

27 kleine und große Hasen aus der Kita Knirpsentreff kommen zu Fuß auf dem Weg von Lehnin nach Michelsdorf. Sie wollen dem tapferen Michael helfen, Anneliese zu retten. Wie die Michelsdorfer Sage erzählt, forderte alle sieben Wochen der böse Drachen vom Tornower Berg eine Jungfrau aus einem der sieben umliegenden Dörfern. „Sonst würden die Dörfer brennen!“ Nun war Michelsdorf wieder an der Reihe. Der Dorfschulze Herbert hat bereits seine Gehilfen Hugo und Horst in die Spur geschickt und zieht auch selbst durchs Dorf auf der Suche nach Anneliese - der einzigen Jungfrau im Dorf.

 

Aber Anneliese und Michael treffen die Kinder oben am Dorfrand auf dem Panoramaweg. Der Weg führt zu der alten Feldsteinkirche, die Michaelskirche. Diese verbirgt ein Gemälde, das den Kampf mit dem Drachen darstellt. Fest entschlossen dem Unrecht entgegenzutreten, ziehen die „Hasen“ - Anneliese in ihrer Mitte - weiter durch das Dorf. Nein, der Dorfschulze darf sie auf keinen Fall zum Drachen bringen!

 

Aber Kinder aufgepasst: da schleichen sich doch Hugo und Horst um die Gruppe der tapferen Schar herum. Natürlich haben die beiden es auf Anneliese abgesehen. Doch der starke Michael und die 27 Hasen passen gut auf und lassen die Anneliese nicht aus ihrer Mitte.

 

„Jetzt lasst uns erst einmal den Michelsdorfer Spielplatz testen. Schließlich müssen wir als Kitakinder auch unserer eigentlichen Arbeit nachgehen: nämlich spielen!“ Wie gesagt so getan. Michael warnte die Kinder jedoch, Anneliese weiterhin nicht aus den Augen zu lassen. Schließlich treibt sich der Dorfschulze Herbert irgendwo in den Gassen herum - auf der Suche nach Anneliese.

 

Und Michael sollte Recht behalten! Wie aus dem Nichts stand plötzlich der Dorfschulze direkt vor der Kinderschar. Lautstark befahl er den Kindern und Michael, Anneliese ihm und seinen Gehilfen zu übergeben. Doch der erste Schreck verflog schnell. Die Hasen ließen sich weder beeindrucken noch durch Süßigkeiten bestechen, die der Dorfschulze als Belohnung anbot. Nein, Anneliese ließen sie nicht aus ihrer Mitte!

 

Im Gemeindezentrum sahen die Kinder dann die Aufführung „Der Drachentöter Michael“ von der Theatergruppe Michelsdorf auf der Leinwand. Die Geschichte wurde von den kleinen und großen Hasen der Kita Knirpsentreff - die an diesem Tag mental alle supergroß waren - mit erstaunlich hoher Aufmerksamkeit verfolgt.

 

Aber eine kleine Enttäuschung blieb dann doch für die Kids: alle wollten sie den Drachen sehen! Der zeigte sich aber während des Kampfes mit Michael nicht außerhalb seiner Höhle...

 

Nachtrag bzw. Nachfrage an die Handarbeitsgruppe des Kultur- und Heimatvereins: „Könntet ihr uns vielleicht einen Drachen besorgen, möglichst groß und feuerspeiend, damit die Kinder zufrieden sind? Er muss jetzt auch nicht unbedingt Jungfrauen verspeisen...

Handwerk trifft Theater -

Lehniner Grundschüler erhalten das Handmühlendiplom im Rahmen eines

theatralischen Wandertages

Morgens um 8:30 Uhr an der Bushaltestelle Ortseingang Michelsdorf. Deutlich verlangsamen die Autofahrer ihre Fahrt. Nein, ein Blitzerauto ist nicht der Grund. Fünf kostümierte Gestalten aus dem 19ten Jahrhundert erwecken Aufmerksamkeit. Sie warten ungeduldig auf den Schulbus. Mit 20 Kids aus der dritten Klasse der Grund-und Gesamtschule Lehnin „Heinrich Julius Bruns“ soll es gemeinsam nach Cammer zur Bockwindmühle gehen. Dort wartet Familie Richter vom Dorf & Heimatverein Cammer e.V. auf die Teilnehmer der Exkursion. 


Außer einer gründlichen Mühleninspektion sowie das Ablegen der Prüfung zum Handmühlendiplom, hat Lehrerin Maria Jakob noch Kultur auf dem heutigen Lehrplan. „Die Gräfin und die Biester“ von der Theatergruppe Michelsdorf soll behandelt werden. Eine Mühle stellt im wahrsten Sinne des Wortes ein „Brennpunkt“ des Stückes dar. Also bietet es sich an zur funktionsfähigen Mühle in Cammer zu fahren, um hinter den Kulissen zu schauen. Und Michelsdorf liegt auf der Strecke. Da können doch die Schauspieler gleich mit aufgesammelt werden.


Das „Theater“ fing bereits während der Busfahrt an. Es war nicht leicht den pfiffigen Kindern zu erklären, dass sie gerade mit der Gräfin von der Schwarzfichte und ihrem Hofstaat in einer Kutsche säßen. Immerhin mit 300 Pferdestärken. Auch der „Spiegel“ hatte Schwierigkeiten, seine geisterhafte Gestalt zu beweisen. Doch das änderte sich Vorort an der Mühle, wo dramatisch der Müller von der Gräfin erfuhr, dass er zukünftig Steuern zu bezahlen hätte sonst würde seine Mühle brennen! Als der schleimige Graf von Mückerich, der nicht so helle Gardist Klöschen und der windige Spiegel sich in die Szenerie einmischten, fingen die Spekulationen über die möglichen „Biester“ im Stück an. Aber die Auflösung sollte noch auf sich warten.


Denn zunächst inspizierte Joachim Richter mit der Klasse das mechanische Innenleben des Mühlenhauses: Vom Antriebssystem zu den Mühlsteinen bis zur Mehlabfüllung wurde - über steile Treppen, um den Hausbaum herum, unter Holzzahnräder hindurch - der Prozess zur Mehlgewinnung aufgezeigt. 


Wieder festen Boden unter den Füßen, wurden von den begeisterten Mädels und Jungs die Bockwindmühle in den Wind gestellt. Blitzableiter abgeschraubt und über den Außenbalken (Steerts) und dem Mühlenbock das Monstrum einmal um die eigene Achse gedreht. Ein echtes Highlight! 

Und das war noch nicht alles. Mit Hilfe einer Handmühle wurde von den Kids aus Korn Mehl erzeugt: Mahlen, Befördern, Sieben und Abpacken. Verschiedene Getreidesorten standen zur Verfügung. Was für ein Spaß. Im praktischen Tun lernen. Am Ende erhielten die frisch gebackenen jungen Müller:innen ein Handmühlendiplom aus Cammer und eine Tüte ihres selbst gemahlenen Mehls.


Ach ja, da waren doch noch die Biester. Darüber wurde in der gräflichen Kutsche - äh im Bus - auf dem Weg zurück zur Schule weiter heiß diskutiert. Dabei wollten einige Geister werden und andere in den Dienst der Gräfin eintreten. Wie auch immer: Im Klassenzimmer gab es das ganze Stück. Der Film des Theaterstückes wurde gezeigt - vor einem Jahr im Open Air Stil vor der Kulisse der Bockwindmühle zu Cammer bei einer Vollmondnacht aufgezeichnet. Das Fazit war unter den Kids eindeutig: „Geldgier verdirbt den Charakter“. 

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