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    Aufgang zum Mühlberg

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    Der Weinberg heute

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    Der Weinberg im Winter

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    ehemalige Mühle auf dem Mühlberg

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    Botanische Wanderung auf den Mühlberg

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    Der Mühlberg heute

    Anstelle der Mühle steht heute eine Bank 

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Mühl- und Weinberg bei Michelsdorf

Auf dem Mühlberg (Umgangssprachlich Mühlenberg genannt) stand bis 1945 nicht nur eine Windmühle, die kleine eiszeitliche Erhebung mit einer Höhe von ca. 65 Metern wurde von den Michelsdorfern auch zum traditionellen Eiertrudeln und zum Rodeln genutzt. Etwas weiter südlich befindet sich der 70m hohe Weinberg, der seinen Namen vom sehr frühen Weinanbau erhielt. Vom Weinberg hat man einen wunderbaren Panoramablick über das Dorf, welches in eine Senke verschwindet.



Um beide Berge wenigstens in Teilen wieder zugänglich und attraktiv zu machen, wurden in Abstimmung mit dem Naturschutzfond immerwährende Zugänge geschaffen und  durch unseren Verein und dem Ortsbeirat Bänke auf den Bergen errichtet.

Flora und Fauna Habitat Weinberg/ Mühlberg

Unmittelbar östlich an die Ortslage von Michelsdorf grenzend, erhebt sich ein etwa 72m hoher Hügelkomplex, der sich in Mühl- und Weinberg unterteilt. Insbesondere wenn man auf der Landstraße 86 aus Richtung Golzow kommt, kann man die teilweise waldfreien Hügel hinter dem Dorf von weitem sehen.


Der Mühlberg ist der nördliche Hügel, auf dessen Kuppe Pflaumengebüsche und einzelne Eichen stehen. Der südliche Hügel, der Weinberg, wurde zu großen Teilen zur Sandgewinnung abgebaggert. Die Bezeichnung Weinberg deutet auf die frühere Nutzung solcher exponierten Hügel und Kuppen zum Weinanbau, der insbesondere durch die Zisterzienser in der Region gefördert wurde. Große Teile des Gebietes sind im Eigentum der Kirche. Die zu früheren Zeiten meist völlig waldfreien Hügel hatten aufgrund ihrer Lage und Exposition ein besonders trockenes und warmes Klima, das nicht nur dem Weinanbau zugute kam.

Auf diesen durch die letzte Eiszeit geschaffenen Hügeln wachsen Pflanzenarten, die Licht, kalkreiche Böden und sommerliche Wärme benötigen, also Klimabedingungen wie sie sonst für die Steppen Osteuropas typisch sind. Diese sogenannten Trockenrasenarten sind noch heute auf dem Mühlberg zu finden und in ihrer Artenfülle und Ausprägung einzigartig in der Gemeinde Kloster Lehnin. Vergleichbare Standorte findet man noch auf dem Rietzer Holzberg und in der Region um Groß Kreutz. Der Michelsdorfer Mühlberg mit seinen kalkreichen Sandtrockenrasen steht unter Schutz der europäischen Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie. Es gibt einen Bewirtschaftungserlass zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustandes des Gebietes.


Dieser Lebensraum kann sich nur auf offenen, nährstoffarmen Sandstandorten ausbilden. Der Mensch hatte maßgeblichen Einfluss auf ihre Entstehung, da sich ohne dessen Zutun von Natur aus Wald an diesen Stellen befinden würde. Durch Jahrhunderte lange extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen wurden Trockenrasen gefördert und sind somit ein wertvoller Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Die gravierenden Landnutzungsänderungen in den letzten 100 Jahren, insbesondere die Aufgabe der Schafbeweidung und die Aufforstung nährstoffarmer Standorte führten zum Verlust vieler Trockenrasen.

Durch die Erweiterung des benachbarten Mineralwasserwerkes konnten als Ausgleichsmaßnahme für die dort stattgefundenen Eingriffe in Natur und Landschaft Pflegemaßnahmen in dem FFH-Gebiet stattfinden. Es wurden Bäume, insbesondere Robinien und Sträucher beseitigt und auch eine Schafbeweidung eingerichtet, um die Flächen von Gehölzen und konkurrenzstarken Gräsern offen zu halten. Die Beseitigung der Bäume und Büsche im Rahmen dieser Maßnahme sorgte bei vielen Anwohnern für Unverständnis - das sollte eine Naturschutzmaßnahme sein? Doch die seltenen Pflanzenarten brauchen Licht und Konkurrenzarmut. Das Ergebnis der Rodungen und der Schafbeweidung überzeugt. An den Hängen leuchten im April Sand- Fingerkraut und Niederliegender Ehrenpreis mit ihren gelben und hellblauen Blüten. Sie werden Ende Mai vom blau blühenden Wiesensalbei abgelöst.

Zum Ausgang des Sommers färben dann Kartäusernelke und Skabiosen-Flockenblume den sandigen Hügel rotviolett und auf den Sandfluren können neben den zahlreichen Planzenarten auch die Blauflügelige Ödlandschrecke und viele andere Insekten entdeckt werden. Weitere charakteristische Pflanzenarten auf Mühl- und Weinberg sind Ohrlöffel-Leimkraut, Sand-Tragant, Steppen-Lieschgras, Hügelmeier, Berghaarstrang und Schillergras. Von diesen typischen Steppenpflanzen, die vielfach auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten stehen, erreichen einige in Brandenburg die Westgrenze ihrer Verbreitung so z.b. der Sand-Tragant, der in ganz Deutschland nicht weiter westlich als in Michelsdorf zu finden ist.


Das Sammeln der seltenen und geschützten Trockenrasenarten ist allerdings untersagt, aber man kann sich ja bei einem Spaziergang an der Blütenpracht auf dem Michelsdorfer Mühlberg erfreuen und hoffen, dass dieses auf den ersten Blick so trockene und karge botanische Kleinod auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.


von Dr. Daniel Lauterbach



Dieser Artikel erschien anlässlich der 825 Jahrfeier von Michelsdorf auf den Seiten 113 ff.


Weitere Informationen:

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg realisiert gemeinsam mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe von 2019 bis 2026 das Projekt "LIFE Trockenrasen". Mit dem Projekt werden wertvolle Trockenlebensräume im Land Brandenburg geschützt, erhalten und wiederhergestellt.

Botanische Wanderung über den Mühlberg und Weinberg


Es haben überraschend viele Teilnehmer (30) am unterhaltsamen Rundgang über den Mühlenberg teilgenommen. Wir haben nicht nur viele interessante Pflanzen kennengelernt, sondern auch erfahren dass sich Schnecken bei großer Hitze an den Zweigen von Pflanzen und Gräsern Abkühlung verschaffen. Es ist geplant im nächsten Frühjahr eine Fortsetzung zu organisieren, um auch die anderen seltenen Pflanzen in voller Blüte und Pracht zu sehen.
Vielen Dank nochmals an Daniel Lauterbach für die kurzweilige Stunde.